top of page

Storyboard / Shot Designer

Vor jedem Dreh arbeite ich jeweils intensiv mit dem Regisseur/der Regisseurin an der Umsetzung des Buches. Es ist mir wichtig, die Geschichte genau zu verstehen, damit ich die Regie optimal unterstützen und innerhalb des gesetzten Rahmens meiner Fantasie freien Lauf lassen kann.



Ich zeichne die Storyboards für meine Filme gerne selbst. Manchmal sind es nur grobe Skizzen, die ich direkt ins Drehbuch kritzle. Es hilft mir, meine Vision auf Papier zu bringen, um einen klaren Blick für die gewünschten Kameraeinstellungen zu entwickeln. Daraus entstehen häufig nicht nur bessere Bilder, sondern auch Ideen, um diese einfacher und günstiger umzusetzen.

Beim Dreh „Robert Z.“ musste ich allerdings aus verschiedenen Gründen das gezeichnete Storyboard zur Seite legen und die Einstellungen vor Ort der neuen Location und Situation anpassen. Ich musste also improvisieren und merkte bald, wie reizvoll das sein kann. Diese Erkenntnis führte dazu, dass ich später beim Kurzfilm „Die hälfte der Welt“ zum ersten Mal bewusst ohne Storyboard arbeitete. Es bot sich an, da ich die Story während den zahlreichen Diskussionen mit dem Regisseur völlig verinnerlicht hatte und bei Drehbeginn viele inszenatorische Punkte noch gänzlich offen waren. Zudem enthielt das Buch viele Dialogpassagen, die Jérôme Furrer klassisch aufgelöst haben wollte: Close up, Schuss/Gegenschuss, Zweier, Totale und das alles mit Handkamera. Anders als bei Produktionen wie „Parachutes“ mit dem grossen Spielring oder Aurora Vögelis neuer Kurzfilm „Die roten Schuhe“, bei dem ein Teil des Storyboards sogar zum animierten Filmtrailer wurde, ist beim Drehen aus der Hand ein genau definierter Winkel nicht so wichtig.

Ich konnte bei Jérôme am Set also ohne grossen Zeitverlust die idealen Einstellungen ad hoc suchen. Einzig die Schussrichtung definierten wir wegen dem Licht und der Ausstattung bereits im Vorfeld. Ich erstellte einen Floorplan im Shot Designer, um meinem Team die Abläufe zu erklären.

Diese Ansicht von oben hat gegenüber dem klassischen Storyboard Vor- und Nachteile. Grösster Vorteil: Die Bewegungsabläufe von Schauspieler und Kamera sind im Raum sehr gut ersichtlich. Eine Szene kann mit einem solchen Programm unglaublich schnell geblockt werden, d.h. es wird festgelegt, wer und was wann wohin gehört. Mit Smartphones oder Tablets kann man sogar direkt am Set Veränderungen mit der Regie und der Regieassistenz vornehmen und das Ganze über Dropbox synchronisieren. Zudem lassen sich komplizierte Abläufe im Programm animieren. So sehen die Schauspieler bereits vor der ersten Probe, wie die Choreografie aussieht und die Ausstattung weiss, wann welcher Teil des Raumes bespielt wird.


Ein grosser Nachteil des Shot Designers ist allerdings, dass man in dieser Ansicht die gewünschte Stimmung kaum vermitteln kann. Es ist zwar möglich, Lichtquellen im Floorplan zu platzieren, für erfahrene Chefbeleuchter ist dieser Aufwand bei kleinen Drehs aber eher unnötig. Da erkläre ich meine Ideen und Vorstellungen lieber gleich bei der Reko und überlasse die Umsetzung dann meinem Chefbeleuchter.


Etwas anders sieht es bei grossen, mit mehreren 100KW aufwendig geleuchteten Szenen aus: Hier könnte Shot Designer ein Instrument für Chefbeleuchter sein, um ihre BestBoys und Beleuchter zu instruieren. Man kann diese Funktion auch im Nachhinein verwenden, um festzuhalten, wie geleuchtet wurde, falls eine Einstellung nachgedreht werden müsste.

In den meisten Fällen kann ein Floorplan das Storyboard nicht ersetzten. Mein Fazit: Ich bin am produktivsten und am besten vorbereitet, wenn ich beides in der Tasche habe.





Comments


bottom of page