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BMPC 4K Ersteindruck

Jetzt ist es soweit: Blackmagic Design hat an der NAB ihre neue Blackmagic Production Camera 4K (BMPC) vorgestellt. Ich drehte anfangs März den Dokfilm „WINNA“ mit der kleinen Schwester, der Blackmagic Cinema Camera (BMCC) mit EF-Mount.


Bis auf das compressed CinemaDNG RAW in 4K und dem neuen Super 35mm Sensor hat sich kaum was geändert. Versteht mich jetzt nicht falsch, gerade der Wechsel zum 35mm Sensor ist die wichtigste Änderung, die von allen Seiten sehnlichst erwartet wurde. So hatte ich bisher beim Verwenden meiner EF-Objektiven mit dem Cropfaktor von 2.3 zu kämpfen. Wenn man trotzdem mit der BMCC nicht auf Weitwinkel-Aufnahmen verzichten wollte, musste man also Objektive mit enorm kleinen Brennweiten verwenden, die man nicht mehr bei Fullformat-Objektiven findet. Das Sigma 8-16mm F/4.5-5.6DC HSM ist so ein Weitwinkel, welches ich beim Dokfilmdreh eingesetzt habe. Die Detailgenauigkeit des billigen Objektives liess jedoch sehr zu wünschen übrig. Dies gehört nun der Vergangenheit an. Mit der neuen BMPC und ihrem Super 35mm Sensor sollten die EF-S Objektive von Canon gar kein Cropfaktor mehr haben und bei den EF Objektiven wird er viel geringer ausfallen.


Was hat es mit dem, ich zitiere aus der Blackmagic Design Homepage, „…high quality visually lossless compressed CinemaDNG RAW“ auf sich? Nun, jedem der glaubt, er hätte das DNG RAW lieber uncompressed, möchte ich aus meiner Erfahrung mit der BMCC nur Folgendes sagen: Die Datenmenge für 1min Film in 2.5K DNG RAW beträgt ungefähr 7.5GB, mit der nun fast doppelt so hohen Auflösung wäre die Datenmenge noch einmal um einiges grösser und irgendwann nicht mehr zu handeln. Seit deshalb froh, wird es compressed. Ob die Qualität allerdings wirklich „…visually loosless…“ ist, muss sich erst noch in der Postproduktion zeigen.

Ausserdem bleibt zu hoffen, dass der bisher umständliche RAW-Workflow der BMCC sich für die BMPC verbessern wird. Doch selbst wenn, wird sich die BMPC wegen dem fehlenden PL-Mount aus meiner Sicht kaum zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Sony F55 mausern. Genaueres kann ich jedoch erst sagen, wenn ich den im Mai geplanten Kurzfilm „Die roten Schuhe“ mit der F55 im 4K Workflow gedreht habe.

Anfangs habe ich bereits erwähnt, dass sich von der BMCC zur BMPC nicht viel verändert hat. Deshalb möchte ich meine Erfahrungen an der BMCC, also dem Vorgänger, mit euch teilen, um die Probleme, welche höchstwahrscheinlich auch beim neueren Modell bestehen bleiben, zu durchleuchten.


 

Dass Blackmagic Design hinter der BMCC steckt, merkt man deutlich. So scheint das RAW in 2.5K perfekt auf die Bearbeitung im hauseigenen DaVinci Resolve abgestimmt zu sein, welches es gratis zur Kamera dazu gibt. Man versucht, neue Wege zu gehen, aus meiner Sicht leider mit mässigem Erfolg. Der 5″ Touchscreen ist der Horror. Als Monitor ist er völlig ungeeignet, zu schnell reflektiert das Display, dagegen hilft weder die mitgelieferte Sonnenblende noch nützt es, die Helligkeitseinstellung hochzuschrauben. Wer also nicht die ganze Zeit mit einem schwarzen Tuch über dem Kopf drehen will, sollte sich unbedingt einen Sucher zulegen.


Allerdings gibt es keinen HDMI Anschluss dafür. Diesen werden wohl vor allem Kameraleute vermissen, die bereits einen elektronischen Sucher für ihre DSLR gekauft haben. Über den HD SDI out der Kamera lassen sich aber professionelle Monitore oder elektronische Sucher anschliessen, wie den EVF-035W-3G von TV Logic.


Um die Schärfe zu überprüfen (in 4K noch viel wichtiger als in 2.5K) kann man den Monitor zweimal antippen, dieser sollte dann einen Ausschnitt des Bildes in der originalen Auflösung zeigen. Sollte, denn bei Temperaturen um die 0 °C reagierte der Monitor oft gar nicht. Ausserdem liess mich die Kamera wegen der Kälte oft die Blende nicht einstellen (auch bei den Canon Objektiven), da half nicht einmal ein Neustart.

Die BMCC hat keinen Timecode IN und man kann auch intern keinen Timecode generieren. Dreht man auf PRORES HQ und nicht in RAW, kann man über die zwei Jack-Anschlüsse (ohne Phantomspeisung) an der Kamera einen Führungston aufnehmen. Der sollte jedoch wirklich ausschliesslich als Führungston genutzt werden, da man den Pegel nur über die Kopfhörer überprüfen kann.



Hat der eigene Laptop einen Thunderbolt-Anschluss, kann man mit dem Programm UltraScope in Echtzeit das Bild anschauen und hat auch gleich Zugriff auf eine Waveform-Anzeige. Achtung: Wie beim Zebra in der BMCC zeigt auch der Waveform-Monitor ausschliesslich die Helligkeit des Aufnahmeformats an. Wenn ich also RAW oder PRORES (Filmlook) aufnehme, nützen mir die 70% Zebra gar nichts, da ich die Hauttöne dann wohl eher auf 50% legen müsste. Leider lässt die Firmware in der Kamera nur eine Anzeige zwischen 70-100% zu. Ein flaches RAW auf einem Waveform zu beurteilen, war für mich auch sehr schwierig. Bin gespannt, ob sich das bei der BMPC ändert.


Der Sensor der BMCC ist extrem infrarotempfindlich. Ein T1 IR ist zwingend notwendig. Ausserdem sind auch Rolling Shutter und Moiré ein häufiges Problem. Vor allem Letzteres ist mir negativ aufgefallen, sowohl während des Drehs als auch bei meinen Belichtungsreihen im Test (siehe Bild). Für jeden, der sich selbst ein Bild machen will, wie gut sich die Kamera schlägt, hier Original 2.5K DNG Files zum Downloaden. Laut Blackmagic Design soll die neue BMPC einen „global shutter“ haben, was bedeuten würde, dass keine Shutterprobleme mehr auftauchen werden. Ob beim grösseren Sensor auch die Moirés kein Thema mehr sind, bleibt abzuwarten.

Die BMCC hat zwar einen fest eingebauten internen Akku, dieser ist aber extrem schnell leer. Das Netzteil ist draussen ohne Stromanschluss nicht hilfreich, man braucht also zwingend eine Vmount-Lösung. Auch Rigmaterial darf für ein anständiges Handling nicht fehlen, denn der Bildstabilisator der Objektive funktioniert nicht. Wer sich also eine BMCC ($ 2,995) oder eine BMPC ($ 3,995) kaufen will, muss sich der Zusatzkosten, bis die Kamera wirklich einsatzbereit ist, bewusst sein.


Wer bereits eine 7D mit Objektiven hat und sich etwas Neues zulegen will, dem rate ich auf die BMPC zu warten und nicht die BMCC zu kaufen. Für nur 1000.- mehr kriegt ihr, was ihr eigentlich wollt. Seit euch einfach im Klaren, dass in der Schweiz viele, die sich vor Monaten eine BMCC bestellt haben, noch immer darauf warten. Wie lange es gehen wird, bis ihr eure BMPC in den Händen halten werdet, steht also noch in den Sternen.

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